Samstagnacht, 10. Juli, im St. Wendeler Bosenbachstadion: ausgelassene Stimmung bei Rock am Bach. Rund 4000 Festivalbesucher feiern bei hochsommerlichen Temperaturen das Hardrock-Musikfestival. Ernüchterung: Gegen 22.30 Uhr gibt der Deutsche Wetterdienst eine amtliche Unwetterwarnung für den Landkreis St. Wendel heraus. Bis Mitternacht wurde mit schweren Gewittern, Sturmböen und Starkregen gerechnet. Seitens der Einsatzleitung der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Technischen Hilfswerks (THW) wird ein im Vorfeld erarbeiteter Notfallplan eingeleitet. Dieser beinhaltet zum jetzigen Zeitpunkt eine Lagebesprechung der Hilfsorganisationen sowie dem Veranstalter, um im eintretenden Sturmfall binnen kürzester Zeit eine Evakuierung der Festivalbesucher in die angrenzende Sport- und Spielhalle der Kreisstadt durchzuführen.
Bis zirka 1 Uhr blieb die Veranstaltung von dem Unwetter nahezu unberührt. Einzelne kurze Regeschauer sorgten eher für Erheiterung und Abkühlung der Besucher. Die Kernzellen des Unwetters zogen bis dato am Landkreis St. Wendel vorbei. Um 1.10 Uhr verschlechterte sich die Wettersituation jedoch binnen weniger Minuten. Starke Sturmböen, massiver Platzregen und lokale Blitzeinschläge veranlassten die Einsatzleitungen der Hilfsorganisationen zu einer sofortigen Evakuierung des Zelt- und Festplatzes. Zelte, Pavillons und Privatgegenstände der Besucher wirbeln durch die Luft. Umstürzende Holzkohlegrills bergen auch die Gefahr einer Entzündung der trockenen Wiesenflächen. Da sich der Großteil der Gäste auf dem Campingplatz aufhält, wird sofort mit der Evakuierung durch die am Platz befindlichen Brandwachen der Feuerwehr und Einheiten des THW sowie des DRK mit Lautsprecherdurchsagen begonnen: „Achtung, eine Durchsage. Bitte begeben sie sich in die Festhalle. Das Gelände wird zu ihrer eigenen Sicherheit geräumt.“
Zur Unterstützung der bereits vor Ort befindlichen Einsatzkräfte wird ein Großaufgebot der Hilfsorganisationen nachalarmiert, die die Evakuierungsarbeiten mit rund 100 Helfern unterstützen sollen. An anderer Stelle muss ein sieben Meter hoher Lichtmast, der zur Ausleuchtung des Campings-Platzes dient, gesichert werden. Kurzzeitig drohen durch den starken Wind schwere Bühnenteile im Bosenbachstadion abzustürzen. Bauzäune und Absperrungen des Festivalgeländes fallen großflächig um. Bäume und große Äste biegen sich bedrohlich und stellen ebenfalls eine Gefahr dar.
Die Sport- und Spielhalle füllt sich schnell und koordiniert. „In der Halle sorgen laute Musik und Partystimmung für die gewohnte Umgebung der Evakuierten“, so Stefan Grevener, Pressesprecher der Feuerwehr St. Wendel leicht schmunzelnd. Der zwischenzeitliche Stromausfall auf dem gesamten Gelände wird derweil mit dem Aufbau von Strahlern, POWERMOON® und Notstromaggregaten überbrückt. Gegen 3.30 Uhr scheint die Lage unter Kontrolle. Die Einsatzkräfte rücken ab. „Bezugnehmend auf die Schadenslage sollte die reibungslose und eingespielte Zusammenarbeit zwischen DRK, Feuerwehr und dem THW erwähnt werden“, lobt Markus Tröster vom THW.
Im gesamten Landkreis St. Wendel kam es in dieser Nacht zu rund 40 Einsätzen der Feuerwehr mit folgenden Schwerpunkten: Keller leer pumpen, Heuballenbrand nach Blitzeinschlag löschen, Gullydeckel vom Wasser ausgehoben, Dachziegel abgedeckt, Straße überflutet.
THW-Daten und Fakten:
- 17 THW-Helfer im Einsatz
- Fahrzeuge: MTW Zugtrupp, GKW I, GKW II
- Aufgaben: Ausleuchten des Zeltplatzes, Lautsprecher-Durchsagen "Evakuierung"
- Einsatzdauer: ca. 3 Stunden